Die Weissman & Cie. Unternehmensberatung unterstützt und berät Familienunternehmen in ganz Deutschland. Gesucht wird ein neuer Berater-Typus, der mehr ist als das allwissende Alpha-Tier. Zehn Fragen an Geschäftsführer Moritz Weissman.
CONSULTING.de: Herr Weissman, manche sagen, die Beraterbranche sei schon einmal attraktiver für junge Leute gewesen. Was versprechen Sie denen, die sich dennoch bewerben?
Weissman: Aus meiner Sicht wandeln sich die Erwartungen an die Beraterbranche: die Unternehmer von heute benötigen als Berater einen Partner auf Augenhöhe, der ihren Problemen und Bedürfnissen echtes Verständnis entgegenbringt, aber auch bei kritischen Themen standhaft bleibt. Das gelingt nur, wenn tiefes Vertrauen zwischen beiden Parteien entsteht und der Berater auch den Mut hat, nicht nur die Wünsche des Kunden zu berücksichtigen, sondern auch unbequeme Wahrheiten auszusprechen. Das ist in Familienunternehmen aufgrund langjährig gewachsener Strukturen und vorherrschenden Meinungen besonders diffizil. Hier wird ein neuer Berater-Typus gebraucht und das Selbstverständnis der Unternehmensberater muss sich aus meiner Sicht ändern: vom allwissenden Alpha-Tier hin zum „Trusted Advisor“, dem Unternehmer vertrauen. Und dieser neue Anspruch ist für junge Bewerber durchaus attraktiv. Im Gegensatz zu manch großer Beratung, sind unsere Mitarbeiter nicht täglich beim Kunden vor Ort. Familienfreundliche Office-Tage sind bei uns die Regel und durch unsere überschaubare Unternehmensgröße haben wir sehr kurze Wege und wirklich flache Hierarchien. Kleine Annehmlichkeiten wie frisches Obst, Getränke und Süßigkeiten, sowie moderne Arbeitsmittel und alles, was den Arbeitsalltag erleichtert, gehören bei uns zum Standard. Unsere Feel Good Management-Arbeitsgruppe hat hier immer ein offenes Ohr für Wünsche und Ideen.
CONSULTING.de: Angenommen, Sie sollen eine Anzeige schalten und darin drei Gründe nennen, warum es großartig ist, bei Ihnen in der Firma zu arbeiten. Welche wären das?
Weissman: Wir sind selbst ein Familienunternehmen in zweiter Generation, kennen die Bedürfnisse von Familienunternehmern und sprechen deren Sprache. Unser Ziel ist es, sie erfolgreicher zu machen. Unsere Berater wollen und können für „ihre“ Kunden etwas bewirken und sinnvolle Aufgaben übernehmen. Diese Sinnhaftigkeit in der täglichen Arbeit finde ich persönlich großartig und bekomme dies auch von meinem Team und unseren Praktikanten als Feedback. Unser Teamgeist und Zusammenhalt ist jeden Tag spürbar, sei es in der Mittagspause, beim Kickern in der Küche, Feierabendbier im Garten oder regelmäßigen Team-Events und After Work-Treffen. Wir feiern einfach gerne zusammen. Bei Weissman muss sich außerdem niemand verstellen, sondern jede/r kann er/sie selbst sein. Wir lachen viel gemeinsam und sind eine bunte Mannschaft mit unterschiedlichen Persönlichkeiten, die eine warmherzige Einheit ergeben. Mit Menschen, die man gerne mag, macht Arbeit mehr Spaß.
CONSULTING.de: Es heißt immer, die Consulting-Branche sei offen für AbsolventInnen aus allen Studienbereichen. Bei welchen Studiengängen schauen sie dennoch zwei Mal hin?
Weissman: Grundsätzlich sind Bewerber aus allen Studienbereichen willkommen, jedoch muss man ganz klar sagen, dass wirtschaftsnahe Fächer bei der Auswahl bevorzugt werden. Das kommunizieren wir auch in unseren Stellenausschreibungen. Bewerber aus anderen Studienbereichen haben gute Chancen, wenn sie sich auf anderen Wegen ein betriebswissenschaftliches Grundwissen angeeignet haben.
CONSULTING.de: Wie sehen bei Ihnen die Auswahlverfahren aus?
Weissman: Eingereichte Bewerbungen, die uns per E-Mail oder Post erreichen, werden von unserer HR-Verantwortlichen gesichtet und die Bewerber mit Stärken und Schwächen erstmalig eingeschätzt – von A (Top-Kandidat) bis D (sofortige Absage). A- und B-Kandidaten werden dann an den zuständigen Gesprächspartner, welcher den weiteren Bewerbungsprozess führt, weitergegeben. Dieser ist für die zweite Filterung der Bewerbungen verantwortlich. Bei Zustimmung folgt ein Telefoninterview/Skype-Telefonat und wenn der Bewerber/die Bewerberin einen positiven Eindruck hinterlässt, erhält er/sie eine Einladung für ein persönliches Kennenlernen in unserem Office in Nürnberg. Um möglichst viele Meinungen zu einem Kandidaten einzuholen bzw. auch zu prüfen, wie gut die Person ins Team passt, erfolgen dabei meist zwei bis drei Gespräche mit verschiedenen Kollegen (Geschäftsführer, Partner, Projektleiter). Der Sympathiefaktor spielt bei uns neben der fachlichen Eignung eine sehr große Rolle. Anschließend hat sich bewährt, den Bewerber/die Bewerberin noch zur gemeinsamen Mittagspause einzuladen, um hier einen Eindruck unter informellen Bedingungen zu gewinnen. Im internen Gespräch der beteiligten Entscheider wird dann gemeinsam beschlossen, ob der Bewerber/die Bewerberin eine Zu- oder Absage erhält bzw. für welchen Karriere-Level er/sie passend ist.
CONSULTING.de: Unabhängig von Ihrem Studien-Background: Bei welchen Themen sollten BewerberInnen unbedingt fit sein?
Weissman: BewerberInnen müssen ein Grundverständnis für die besonderen Anforderungen der Wechselbeziehung der Systeme „Familie“ und „Unternehmen“ mitbringen. Strategie, Organisation & Prozesse, Familie und Führung sind die Säulen unserer täglichen Arbeit. In der heutigen Zeit sollten BewerberInnen des Weiteren über Interesse und Wissen im Hinblick auf die technologischen Entwicklungen, wie künstliche Intelligenz, Big Data und Blockchain, sowie die Entwicklung disruptiver Geschäftsmodelle verfügen. Im Job dienen sie unseren Kunden als Navigator im Dschungel der Digitalen Transformation, bringen Impulse von außen und vermitteln bei Bedarf externe Experten.
CONSULTING.de: Was mögen Sie überhaupt nicht im Bewerbungsgespräch?
Weissman: Ich möchte mit Menschen zusammenarbeiten, in deren Kreis ich mich wohlfühle und denen ich zutraue, mit unseren Kunden herzlich, mit Fingerspitzengefühl und auf Augenhöhe umzugehen. Schwätzer und Selbstdarsteller, die während des Bewerbungsgesprächs permanent ihr eigenes Ego in den Vordergrund schieben, haben bei mir und meinem Team schlechte Karten.
CONSULTING.de: Wie arbeiten Sie einen neuen Mitarbeiter ein, der bislang nur wenig Berührung mit Wirtschaftsthemen hatte?
Weissman: Ein Grundwissen hinsichtlich Wirtschaftsthemen sollte schon vorhanden sein, bevor man sich bei uns bewirbt.
CONSULTING.de: Warum arbeiten Sie gerne im Consulting?
Weissman: Die Beratung von Familienunternehmen bietet jeden Tag neue Herausforderungen. Denn während das System „Familie“ als emotionale Werte die Unabhängigkeit der Familie, die persönliche Entwicklung sowie Freude am Tun in sich trägt, stehen im System „Unternehmen“ die rationalen Werte Rendite, Risiko, Wachstum im Vordergrund. Die besondere Verbindung von Liebe, Geld und Macht in einem Familienunternehmen birgt natürlich auch einige Ursachen für Rollenkonflikte. In diesem Umfeld zunächst die echten Bedürfnisse herauszuhören, gemeinsam mit dem Unternehmer/der Unternehmerin die Ziele festzulegen und dann die richtigen Strategien zu erarbeiten, ist spannend! Wir lassen nicht locker, bis wir das gewünschte Ergebnis erreicht haben und begleiten die Unternehmer langfristig bei der Umsetzung. Ich möchte mit meinem Team Familienunternehmer spürbar vorwärts bringen, das treibt mich jeden Tag an.
CONSULTING.de: Wie sieht der erste Tag eines Junior-Consultants bei Ihnen aus?
Weissman: Bei Eintreffen wird der neue Mitarbeiter durch den Geschäftsführer oder die Back-Office-Leitung in dessen Vertretung in Empfang genommen und persönlich allen anwesenden Mitarbeitern vorgestellt – im Rahmen des Rundgangs in den Büroräumen, wo diese gleichzeitig vorgestellt und erklärt werden. An seinem/ihrem Arbeitsplatz überraschen wir ihn/sie mit einem Blumenstrauß oder einer Flasche Champagner, sowie einer persönlichen, von allen Kollegen unterzeichneten Willkommenskarte. Von der IT- und HR-verantwortlichen Kollegin erhält der Mitarbeiter dann gleich zu Beginn seinen eigenen, bereits komplett eingerichteten Laptop, das Firmenhandy, sowie ein individualisiertes „Starter-Paket“ mit allen wichtigen Informationen. Dieses wird zusammen mit dem Mentor, den jeder neue Mitarbeiter zur Seite gestellt bekommt, durchgesprochen, bevor es mit der Einweisung in die eigentliche Arbeit losgeht. Zusätzlich zum Mentor stehen bestimmte Personen auch dauerhaft als Ansprechpartner in den ersten Wochen zur Verfügung: die backOffice-Leitung für alle administrativen und organisatorischen Angelegenheiten, ein Mitarbeiter für eine intensive und persönliche PowerPoint und CI-Schulung, sowie ein Mitarbeiter für eine ausführliche Einführung in das CRM sowie das Weissman-Wiki. Für die besondere Einarbeitung durch den Mentor stellen wir außerdem für die erste Woche ein eigenes, gemeinsames Büro, in welchem die beiden ungestört arbeiten können, zur Verfügung. Wir nehmen uns viel Zeit, um die Ankunft und Integration so angenehm wie möglich zu gestalten – so gelingt es uns, dass neue Mitarbeiter sich von der ersten Minute an rundum aufgehoben und bereits als Teil des Teams fühlen.
CONSULTING.de: Nach einer Woche fragt ein Neuling nach Work-Life-Balance – frech oder erlaubt?
Weissman: Bei Weissman sind alle Fragen erlaubt. Wir achten auf ein Gleichgewicht von Beruf und Familie/Freizeit und private Termine sind mit der Gleitzeit gut vereinbar. Natürlich gibt es immer wieder mal stressige Phasen mit hoher Arbeitsbelastung, diese können jedoch zeitnah ausgeglichen werden.
CONSULTING.de: Vielen Dank für das aufschlussreiche Interview, Herr Weissman!
Erschienen in: Consulting.de, 22.03.2018